Ausstellung meiner Bilder in der Galerie Kocken Kevelaer

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AUS DEM GELDERLAND
Ein Fotokünstler auf dem Jakobsweg
RP-Foto: Evers
Rucksack und Kameratasche immer am Mann: Fotograf Matthias Dunemann präsentiert Eindrücke vom Jakobsweg in der Kevelaerer Galerie Kocken.

Die rund 700 Kilometer lange Pilgerstrecke von Frankreich nach Spanien spielt im Leben von Matthias Dunemann eine wichtige Rolle. Seine Eindrücke hält er mit der Kamera fest, um sie anschließend digital zu bearbeiten.

VON MONIKA KRIEGEL

HARTEFELD |/Kevelaer Neun Mal hat er sich bereits auf den Pilgerweg gemacht. Die zehnte Wiederholung des Wanderns und Pilgerns auf dem Jakobsweg ist vorgesehen, aber Matthias Dunemann lässt sich Zeit und hat noch keine konkreten Pläne. Der Bestseller „Jakobsweg“ von Paulo Coelho löste in ihm den Impuls aus. In einer Phase, als der Hartefelder auf der Suche war, „mal rauszukommen, was anderes als den Standard zu machen“, wie der gebürtige Dortmunder beschreibt.

„Ich weiß noch, dass ich angesichts des ‚leichten’ Gepäcks gezweifelt habe, überhaupt eine Kamera in den Rucksack zu packen“, erzählt der 52-Jährige. Was sollte man schließlich in der schlichten Landschaft fotografieren? Am Ende wurden es pro Woche etwa 3000 Fotos, die von Jahr zu Jahr zu einem Bildarchiv von etwa 180.000 Motiven angewachsen sind. Einige davon hat Dunemann auserkoren, um sie am Computer mit digitalem Werkzeug künstlerisch zu bearbeiten.

„Digitaler Impressionismus“ nennt er seine eigenwillige, moderne Kunstform, die ursprünglichen Fotos in Form, Farbe, Proportion und Schärfe oder Unschärfe so zu verarbeiten, dass gedruckte Unikate entstehen. Diese Arbeit nimmt viel Zeit in Anspruch. Und oftmals findet der Künstler nach dem Druck immer noch die eine oder andere Kleinigkeit, die im Gesamteindruck verändert werden könnte. Sein Mentor Christian Gumbkow aus Wuppertal vervollständigte Einzelbilder mit einem Farb- und Pinselauftrag. „Von ihm habe ich viel gelernt, ich bin ihm sehr dankbar“, sagt Dunemann.

„Ich habe mich auf den Schwerpunkt Landschaft und Sakrales festgelegt. Für mich liegt der Reiz darin, eine ohnehin motivleere Landschaft noch schlichter zu machen“, beschreibt Dunemann seine Sicht durch die digitale Brille. Aus dem Parkplatz wird eine Spiegelung, die Segelschiffe im Hafen reduzieren sich auf eine Schraffierung in bunten Nuancen. Da bleibt vom Original des Vollformat-Bilds seiner Nikon-Kamera nur minimal etwas übrig. Oder das „Rote Schwert“, eines von wiederkehrenden optischen Begleitern auf dem Jakobsweg. Es zieht gestochen scharf wie dreidimensional in der Bildmitte die Blicke auf sich. Aber bald nimmt das Auge die goldgelben, strahlenden Ornamente wahr, die mit dem Königsblau beeindruckende Kontraste im Hintergrund bilden. Die seitlich auslaufende Unschärfe wirkt wie der Blick ins Unendliche.

„Das Pilgern ist ein fester Bestandteil meines Lebens und Bewusstseins geworden“, versichert Dunemann, der immer wieder andere, neue Erkenntnisse auf der gut 700 Kilometer langen Wanderstrecke gewinnt. „Die andere Wahrnehmung von Zeit, Größe, Weite, und sich dabei auf ein Ziel hin bewegen. Den Kern erkennen, dass die Strecke im Grunde das Erlebte ist, bei aller Vorfreude auf das Ziel. Auf dem Camino kann man vor allem davonlaufen, nur nicht vor sich selbst“, sinniert er. Der Wert der Zeit bekomme eine andere Bedeutung, ehemals Wichtiges entpuppe sich als Trivialität. „Ich hatte da so ein Schlüssel­erlebnis an einem heißen Tag. Die unscheinbare Kapelle, an der ich eigentlich vorübergehen wollte. Da kamen mir Pilger entgegen, die mir diese Kapelle empfahlen. Mein erster Eindruck war: Hier ist es kühl und schattig. Ich fühlte mich behütet und beschützt“, umschreibt Dunemann eine von vielen Impressionen, die ihn geradezu sehnsüchtig machen.

Der Körper stelle sich schneller auf die Strapazen ein, als man vielleicht vermuten mag. Und dann dieses Gefühl: „Man läuft und läuft und kommt am Ende des Tages irgendwo unter. Und das fühlt sich an wie früher, bei Oma auf der Couch zu sitzen, und sie macht mir einen warmen Kakao.“ Die persönliche Essenz seiner Lauferfahrung, die Dunemann nicht nur in seiner impressionistisch-abstrakten Form im Bildwerk ausdrückt. Gerade hat er ein Buch herausgebracht, das 24 Tage seines Weges widerspiegelt. „Kein Reisebericht, kein Wanderbuch, kein Ratgeber. Einfach nur ein neugieriger Wanderer, der sich auf den Weg gemacht hat und seine Reise als Pilger beendet“, erklärt Dunemann.

Seine Bilder vom Jakobsweg hat er bereits in einer Ausstellung im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum gezeigt. Eine neue Ausstellung mit eindrucksvollen Impressionen vom Jakobsweg wird bald in der Kevelaerer Galerie Kocken eröffnet. Galerist Tobias Kocken: „Matthias Dunemann ist ein Menschenfänger mit seinen Bildern.“

Quelle: RP